Das Wiesenlabkraut zählt leider zu den „Vergessenen Heilpflanzen“. Dabei hat es eine lange Tradition als Nahrungspflanze. Bereits in jungsteinzeitlichen Pfahlbauten wurde Labkraut gefunden. Wahrscheinlich wurde es bereits damals als Nahrungs-, Heil- und Färbepflanze genutzt.
Im Mittelalter soll es auch zur Käseherstellung genutzt worden sein. Wobei sich nicht genau rekonstruieren lässt, ob es zur Gerinnung der Milch (Lab) genutzt wurde, oder als eine Art Sieb zum Filtern.
Der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566) beschrieb in seinem Kräuterbuch die harntreibende Wirkung und empfahl es zur Reinigung von Leber, Galle und Milz.
Wie konnte eine so wichtige und vielgenutzte Pflanze in Vergessenheit geraten? Ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Daher lasst es uns wieder entdecken, es lohnt sich!
Wie erkenne ich das Wiesenlabkraut?
Die mehrjährige Wildpflanze treibt im Frühjahr die für die Labkräuter typischen, vierkantigen Stängel. Die sechs bis acht schmalen Blättchen sind etagenartig rund um den Stängel angeordnet. Im Gegensatz zum behaarten Klettenlabkraut hat das Wiesenlabkraut keine Haare und klettet daher auch nicht an Hosenbeinen o.ä. . Zusammen mit dem Waldmeister gehören die drei zur Familie der Rötegewächse. Alle drei sind essbar. (Und sobald ich ein Foto vom Waldmeister habe, reiche ich es nach. Versprochen.)
Wird nicht gemäht, werden die Triebe des Wiesenlabkraut bis zu 1 m hoch. Sie bilden kleine weiße Blüten mit vierzipfeligen Blütenkronen. Häufig liegen sie im Sommer schleierartig über den Wiesen. Blätter, Stängel und Blüten sind den ganzen Sommer über essbar.
Wo wächst Wiesenlabkraut?
Das Wiesenlabkraut wächst fast in ganz Europa. Es bevorzugt nährstoffreiche und frische Lehmböden. Schatten meidet es, daher ist es eher auf offenen, feuchten und fetten Wiesen zu finden und nicht in Wäldern.
Klettenlabkraut hat ganz ähnliche Standortansprüche. Bei mir wachsen beide einträchtig nebeneinander im Garten. Unterscheiden lassen sich beide sehr gut: Das eine hat diese klettigen Haare, das andere nicht. Das Klettenlabkraut habe ich im jungen Stadium auch schon in meinen grünen Smoothie gepackt. Im reiferen Stadium finde ich es etwas faserig und nicht mehr so überzeugend. Wiesenlabkraut dagegen geht immer.
Wie kann ich Wiesenlabkraut essen?
Wiesenlabkraut kann den ganzen Sommer über geerntet und gegessen werden kann. Es hat einen feinen Eigengeschmack, der nicht zu dominant ist. Es schmeckt auch nicht bitter, Ihr könnt es also großzügig in grüne Smoothies oder auch Salate schnippeln.
Auch Suppen, Pestos, Nudelgerichte und Eierspeisen lassen sich mit Wiesenlabkraut verfeinern. Aus den Blüten im Sommer lässt sich eine leckere Limonade herstellen.