Kennt Ihr das: Auf einmal liegt ein bestimmter Duft in der Luft und Ihr verbindet damit sofort ein bestimmtes Gefühl, eine bestimmte Situation? Mir geht das jedes Jahr so, wenn ich die cremefarbenen Blütenwolken des Holunders rieche. Zum Beispiel beim Ausreiten: Ich rieche diesen ganz besonderen Duft des Holunders, noch bevor ich ihn sehen kann. Er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und ich weiß: Der Sommer ist da!
Und was liegt näher, als aus diesen fluffigen Blütenwolken leckeren Sirup zu machen? Rezepte gibt es viele! Ich stelle Euch heute meines vor.
Holunderblüten ernten
Der ideale Erntezeitpunkt hängt vom Standort Eures Holunderstrauchs ab: Das kann in warmen Regionen wie zum Beispiel in der Rheinebene schon im Mai sein. In raueren Lagen wie auf der Schwäbischen Alb auch mal erst im Juli. (Dass Euer Holunderstrauch nicht an einer dicht befahrenen Straße stehen sollte, versteht sich von selbst.) Die Blüten sollten geöffnet sein und Ihr erntet an einem trockenen, warmen Vormittag die ganze Dolde. Ich schneide sie mit einer Schere ab und lasse die Dolde direkt in meine Schüssel fallen. Auf diese Art habe ich auch den gelben Blütenstaub eingesammelt.
Holunder mit Weißwein ansetzen
Die Blüten sind so zart, dass man sie meiner Meinung nach nicht waschen kann, sondern einfach nur vorsichtig sortiert, braune Stellen abzupft und Krabbeltiere aussortiert. Dabei habe ich dieses Jahr 8 (!) Ohrenzwicker aus den Blüten retten können. Ohrenzwicker scheinen also in gleichem Maß auf Holunder zu stehen wie ich ;o)
Im nächsten Schritt schichte ich die Blüten in einer Glasvase übereinander und übergieße sie mit einem trockenen Weißwein. Wichtig ist, dass alle Blüten und Stängel komplett mit Weißwein bedeckt sind. Hier könnt Ihr Euch mit einem Unterteller und einem schweren Gegenstand zum Runterdrücken des Tellers helfen. In meinem Fall war das der Granitstössel meines Mörsers.
Das Ganze habe ich dann drei Tage bei Tageslicht – keine komplette Sonneneinstrahlung – in der Küche stehen lassen und täglich einmal umgerührt.
Abgießen und Aufkochen
Nach drei Tagen wird der Blütenbrei durch ein Sieb gegossen. Ich lege bewusst kein Tuch in das Sieb, weil dann der schöne gelbfärbende Blütenstaub im Tuch hängen bleibt und der Sirup einfach blasser wird. Mir persönlich reicht das feine Küchensieb. Meine 1,5 Liter Weißwein habe ich dann mit 750 gr. Rohrzucker kurz aufgekocht und anschließend in saubere Bügelflaschen gefüllt. Ihr könnt natürlich auch andere Glasflaschen verwenden – wichtig ist, dass sie sauber sind und sich luftdicht verschliessen lassen.
Genießen!
Holunderblütensirup findet bei uns vielseitig Verwendung: Ich liebe ihn unter anderem in einer Salatsauce oder auch als kleinen Spritzer in der Grapefruit-Schorle. Aber auch ganz klassisch im Sekt. Der Sirup ist übrigens ca. ein Jahr bei Zimmertemperatur haltbar.
Holunder ist aber nicht einfach nur als Sirup unglaublich lecker: Er ist auch eine wundervolle Heilpflanze. Mehr über seine Heilkraft erfahrt Ihr im >> Heilpflanzenportrait über den Holunder. Viel Spaß!